Der Wettlauf um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist in vollem Gange. Manche Unternehmen experimentieren noch, andere sind längst dabei, großflächig auszurollen – und fast alle ziehen das Tempo an. Die entscheidende Frage ist jedoch: Wohin soll die Reise gehen?
Ein aktueller Modern Marketing Data Stack 2025 Report von Snowflake zeigt, wie rasant es heute zugeht: Marketingkampagnen werden in Echtzeit ausgeführt, Zielgruppen werden dynamisch segmentiert, und ganze Prozesse – von der Analyse bis zur Maßnahme – werden automatisiert.
Zwischen den Zeilen findet sich jedoch eine deutliche Warnung:
“Ohne ein klares Betriebsmodell und wirksame Kontrolle verstärkt KI nur das Zufällige – und produziert “Lärm” mit Hochgeschwindigkeit.”
Das ist kein Randthema fürs Marketing, sondern eine strategische Kernfrage für jedes Unternehmen, das in KI investiert.
Das Problem liegt nicht in der Geschwindigkeit, sondern im fehlenden Fokus: Viele Organisationen automatisieren Prozesse, ohne zu definieren, was Erfolg eigentlich bedeutet. Was ist das konkrete Ziel? Welche Ergebnisse zählen wirklich? Wo sind Kompromisse vertretbar – und wo nicht?
KI ist kein Wundermittel, sondern ein Verstärker. Und ein Verstärker ohne Richtung erzeugt nur mehr Chaos.
Strukturiertes Denken – die menschliche Ebene, die KI braucht
Hier setzt kritisches, strukturiertes Denken an. Es bremst KI nicht aus – es gibt ihr Orientierung. Es sorgt dafür, dass die richtigen Fragen gestellt, Ursachen sauber identifiziert, Optionen klar abgewogen und falsche Gewissheiten vermieden werden. Es ist die logische Steuerungsebene, die in den meisten Datenarchitekturen fehlt – und die dringend gebraucht wird.
Der erste Schritt ist Planung. KI entscheidet nicht, welche Projekte Priorität haben – das tun Menschen. Ohne klare Ziele, eine fokussierte Roadmap und disziplinierten Ressourceneinsatz kollabiert selbst der intelligenteste Technologie-Stack unter seiner eigenen Komplexität.
Als nächster Schritt folgt Problemlösung. Systeme können ausfallen, Signale widersprüchlich sein, Datenlücken bleiben oft bestehen. Strukturiertes Ursachenmanagement verhindert, dass Teams lediglich Symptomen hinterherlaufen und wertvolle Zeit vergeuden.
Auch Entscheidungen müssen weiterhin von Menschen getroffen werden. Algorithmen optimieren Abläufe, aber Führungskräfte müssen festlegen, was umgesetzt, wo investiert und wie reagiert wird. Klare Entscheidungsprozesse stellen sicher, dass Ziele, Risiken und Strategien im Einklang stehen.
Natürlich darf auch Risikomanagement nicht fehlen und wird mit zunehmendem Tempo noch wichtiger. Je schneller Teams arbeiten, desto mehr Annahmen bleiben ungeprüft. Vorausschauendes Denken – Risiken früh erkennen und Gegenmaßnahmen entwickeln – ist kein „Nice-to-have“, sondern Teil der Grundausstattung.
Zum Abschluss die Chancenanalyse, die bedeutet: KI kann Muster sichtbar machen, aber zu entscheiden, welche verfolgt werden, welche zur Strategie passen und welche mit den vorhandenen Ressourcen umsetzbar sind, bleibt Aufgabe menschlichen Urteilsvermögens.
Warum das heute wichtiger ist denn je
Der Snowflake-Report zeigt deutlich: KI verändert nicht nur das Marketing, sondern die Arbeitsweise ganzer Unternehmen. Viele Tools entwickeln sich zu Black Boxes, die Optimierung versprechen. Doch sie brauchen weiterhin etwas, das nur Menschen beisteuern können: Fokus und Vision.
KI zu nutzen ist wie das Führen eines Teams oder einer Agentur – die besten Ergebnisse erzielt man mit Klarheit, Überlegung und Präzision. Das verlangt strukturiertes Denken, nicht Raten.
Scott Brinker, Herausgeber von chiefmartec.com, sagt, KI werde das kreative Potenzial in jedem überlasteten Profi freisetzen. Aber das funktioniert nur, wenn die Organisation weiß, welche Fragen wichtig sind – und welche Antworten zählen.
Genau das ermöglicht strukturiertes Denken.
Bevor Sie KI skalieren, skalieren Sie Ihr Urteilsvermögen
Das ist keine Marketingbotschaft, sondern eine Grundregel. Seit Jahrzehnten unterstützt Kepner-Tregoe Unternehmen dabei, strukturiertes Denken fest in Planung, Problemlösung, Entscheidungsfindung, Risikosteuerung und Chancenbewertung zu verankern.
Kritisches Denken ist kein „Soft Skill“-Training, sondern Kompetenzaufbau – und die Grundlage operativer Exzellenz in einer digitalen Welt.
Wenn Ihr Unternehmen in KI investiert, investieren Sie zuerst in die Menschen, die diese lenken. Schulen Sie sie darin, klar zu denken, präzise zu fragen und zielgerichtet zu handeln.
Skalieren Sie nicht nur KI. Skalieren Sie das Denken, das sie steuert.